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07.01.2010 - BMW X6 ActiveHybrid: Schwer und nicht sehr sparsam
Hamburg (dpa-infocom) - Jetzt steht auch BMW unter Strom. Nachdem die Bayern mir ihrer Efficient-Dynamics-Strategie bereits bei den Verbrennern die Nase vorn haben, wollen sie nun auch beim Hybrid-Antrieb in die erste Reihe fahren - müssen dafür aber das Feld von hinten aufrollen.


Andere Hersteller setzen schon seit zehn Jahren auf Hybrid-Technik - nun zieht auch BMW nach. (Bild: BMW)


Drei Motoren arbeiten gemeinsam

Denn während Japaner und Amerikaner schon seit mehr als einem Jahrzehnt auf die elektrische Hilfskraft setzen, starten die Bayern damit erst im kommenden Frühjahr. So kommen sie zwar spät, aber dafür gewaltig: Denn der X6 ActiveHybrid ist zwar beileibe nicht der sparsamste, dafür der stärkste Hybrid der Welt. Möglich macht das die Kombination von gleich zwei im Automatikgetriebe integrierten Elektromotoren mit einem V8-Benziner, der schon alleine auf 300 kW/407 PS kommt und 600 Nm auf die Straße bringt. Im Team steigt die Leistung auf 357 kW/485 PS, während das maximale Drehmoment auf 780 Nm klettert.


Schwer, aber trotzdem leichtfüßig

Obwohl der ohnehin schon schwere X6 mit dem Hybridpaket noch einmal stattliche 400 Kilo zulegt und jetzt auf 2,5 Tonnen kommt, ist er deshalb ein überraschend leichtfüßiger Sprinter. Als hätte die Tuningexperten von M GmbH ihre Finger mit im Spiel gehabt, katapultiert das motorische Dreigespann den X6 nach einer kurzen Gedenksekunde binnen 5,6 Sekunden auf Tempo 100. Erst bei 236 km/h endet der gewaltige Vortrieb.

Der Reiz einer elektrischen Schleichfahrt

Schon das ist imposant. Doch viel mehr Eindruck als mit Bleifuß kann man mit sanften Pedalbewegungen schinden. Denn wer ein wenig Feingefühl entwickelt und nur sachte auf die Tube drückt, fährt mit dem X6 die ersten Minuten rein elektrisch. Bis Tempo 60 schafft es der SUV auch flüsterleise mit Strom statt Sprit und kommt mit einem vollen Akku immerhin 2,5 Kilometer weit. Die örtliche Flaniermeile, das Anwohnergebiet oder die Spielstraße vor der Haustür sind deshalb kein Problem. Ist der Akku leer, werden die E-Motoren zu Generatoren und produzieren beim Bremsen oder beim Dahinrollen den Strom für den nächsten Sprint. Außerdem drehen sie den Benziner im Leerlauf oder an der roten Ampel flott den Saft ab und werfen den Verbrenner bei Grün sanft wieder an.

Wie eine Sahnetorte für Diatsünder

Zwar senkt das tatsächlich den Verbrauch, und auf dem Prüfstand hat BMW gegenüber dem V8-Benziner im X6 50i einen Vorteil von 20 Prozent oder zwei Litern ermittelt. Doch ein Knauser ist der Kraxler deshalb noch lange nicht. Schon der Normwert von 9,9 Litern liegt deutlich über einem herkömmlichen Diesel. Im Alltag gönnt sich der Wagen selbst bei besonnener Fahrweise zwei, drei Liter mehr. Und wer die volle Leistung abruft, zahlt mindestens 50 Prozent Express-Aufschlag - das will nicht so recht zum grünen Anstrich passen.

Kooperation mit General Motors und Mercedes

Aber der hohe Verbrauch ist nicht der einzige Kritikpunkt am X6 ActiveHybrid. Auch die Zeitplanung muss man den Bayern ankreiden: Entwickelt wurden die elektrischen Komponenten und das Getriebe gemeinsam mit General Motors und Mercedes. Aber während man das Paket bei den Amerikanern bereits seit fast zwei Jahren und bei Mercedes seit diesem Sommer kaufen kann, gibt es den X6 erst im April 2010.

Die Akkutechnik ist nicht mehr zeitgemäß

Damit ist die Technik schon beim Start hoffnungslos veraltet. Denn während BMW beim ebenfalls in diesen Tagen vorgestellten Hybrid-7er wie auch bei allen kommenden Modellen auf die leichteren und leistungsfähigeren Lithium-Ionen-Akkus setzt, lagern unter dem Kofferraumboden des X6 noch alte Nickel-Metall-Hydrid-Akkus. Sie werden zwar zur besseren Leistungsfähigkeit eigens gekühlt, wiegen dafür aber fast 100 Kilogramm und sind groß wie ein Reisekoffer.

Der Preisunterschied ist eine Unverschämtheit

Am schwersten allerdings wiegt der mehr als unverschämte Preisunterschied. Wo sich die Bayern beim 7er mit einem Hybrid-Aufschlag von etwa 5000 Euro begnügen, fordern sie hier rund 26 000 Euro. Zwar gibt es dafür auch eine überkomplette Ausstattung vom Nappaleder bis zum Panorama-Dach sowie ein markantes Design mit speziellen Aerodynamik-Felgen und einer eindrucksvollen Hutze auf der Haube. Dennoch bleibt der stärkste Hybridantrieb der Welt auch der mit Abstand teuerste und wird sich deshalb zumindest finanziell für kaum einen Kunden jemals rechnen.

Fazit: Teures Vergnügen ohne große Vorteile

Unterm Strich ist dieser X6 für BMW wie für Kunden nicht viel mehr als ein grünes Feigenblatt. Denn für Klimaretter ist der Wagen ebenso ungeeignet wie für Knauser an der Zapfsäule. Doch zumindest bleibt hier beim Sparen der Spaß nicht auf der Strecke.


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